Mit Licht zeichnen
Das Wort Photographie stammt aus dem Altgriechischen und setzt sich aus «photós», was Licht bedeutet und «graphein», was mit malen, schreiben oder zeichnen übersetzt werden kann, zusammen. Ohne Licht, kein Bild. In diesem Bericht möchte ich euch aufzeigen, wie Wildtierfotografie bei wenig Licht möglich ist und wie auch bei diesen Verhältnissen schöne Fotos entstehen können.
Tiere in freier Wildbahn zu fotografieren gilt für viele als Königsdisziplin. Denn hier müssen nicht nur Licht, Wetter und Location stimmen, sondern auch das Wildtier muss zum richtigen Zeitpunkt am gewünschten Ort stehen. Das bedeutet oftmals lange Wartezeiten und braucht viel Geduld. Und wenn es dann so weit ist und das Stück Wild einwechselt, kann alles schnell gehen. Die Kamera muss bereit sein und die Handgriffe müssen sitzen.
Wenn nun zu den üblichen Schwierigkeiten noch mangelndes Licht hinzukommt, wird die Fotografie richtig zur Herausforderung. Und gehen wir davon aus, dass wir Fotos während dem Ansitz machen möchten, so fällt ein Grossteil der Zeit auf und um die morgendliche und abendliche Dämmerung. In Bezug auf die Jagd sehen wir uns mit dieser Erschwernis also öfters konfrontiert, als uns lieb ist.
Die Ausrüstung
Im Normalfall kommt man nicht allzu nahe ans Wild heran. Und auch wenn es möglich wäre, noch näher an ein Tier heranzukommen, sollte man dennoch einen gewissen Abstand zum Wohl des Wilds wahren. Aus diesem Grund werden für die Wildtierfotografie vorwiegend Teleobjektive eingesetzt. Diese haben den Vorteil, dass durch eine grosse Brennweite, Motive in weiterer Distanz bildfüllend abgelichtet werden können. Teleobjektive haben im Normalfall zwei Nachteile. Zum einen verwackeln die Bilder schneller. Dies aus dem einfachen Grund, dass eine kleine Bewegung auf eine grosse Entfernung die stärkere Auswirkung hat, als auf ein nahes Ziel. Zum anderen lassen Teleobjektive tendenziell weniger Licht bis auf den Sensor, als Standard- und Weitwinkelobjektive.
Wünscht man sich ein Teleobjektiv mit grosser Brennweite und Lichtstärke, geht das richtig ins Geld. Das ist eigentlich nur für Profi-Fotografen zu empfehlen. Völlig ausreichend für den Hobbybedarf sind Zoom-Objektive mit 100-400 mm oder 150-600 mm. Entscheidend ist die Qualität und Bildschärfe des Objektivs.
Mit diesen Tricks und Einstellungen gelingt’s
Bringen wir also all diese Punkte in Bezug auf Wildtierfotografie bei wenig Licht zusammen. Die Tierfotografie braucht viel Übung. Das Timing und die richtigen Einstellungen sind entscheidend. Dazu mehr in einem späteren Blog. Aber hier schon ein Tipp: übt entweder daheim mit eurem Haustier oder macht einen Zoo-Besuch. Hier seht ihr viel mehr Tiere, als in freier Wildbahn und könnt in Ruhe üben. Zudem sind sich die Zootiere auch Menschen gewohnt.
Sorgt für eine Auflage der Kamera. Freihändig gehalten entsteht bei wenig Licht kaum ein scharfes Bild. Wenn es der Platz zulässt, nehmt ein Stativ oder Monopod zur Hilfe. Bei engen Platzverhältnissen auf dem Hochsitz kann die Brüstung als Auflage dienen. Eine Jacke oder ein kleines Kissen als Unterlage hilft und dämpft Geräusche.
Einatmen, kurz die Luft anhalten und abdrücken. Die Bewegung des Körpers durch das Atmen kann die Aufnahme leicht verwackeln. Zudem helft ihr dem Autofokus, je ruhiger ihr die Kamera haltet. Auch der Autofokus hat mehr Mühe bei wenig Licht.
Eine kleinere Brennweite lässt mehr Licht in die Kamera (abgesehen von High End Objektiven mit fester, weit geöffneter Blende über den ganzen Brennweitenbereich). Deshalb bei weniger Licht nicht voll einzoomen. Macht eher ein Stimmungsbild, das das Wild in seiner Umgebung zeigt, als eine Nahaufnahme.
Haltet immer die Belichtungszeit im Auge. Fallt ihr unter 1/100 Sekunde, muss das Tier ganz brav stillstehen. Wird die Belichtungszeit zu knapp, lieber den ISO-Wert erhöhen.
Keine Angst vor höherem ISO. Ein hoher ISO-Wert verschlechtert die Bildqualität. Aber lieber etwas Rauschen im Foto und dafür ein scharfes Bild. Zudem kann etwas Bildrauschen in Lightroom oder Photoshop, ja mittlerweile sogar auf dem Smartphone, reduziert werden. Ein unscharfes Foto ist kaum zu retten. Nutzt die Nachbearbeitung auch dazu, die Stimmung der Dämmerung zu verstärken. Die Farbharmonie ist oftmals wunderschön.
Teilt doch eure persönlichen Tipps und Erfahrungen in den Kommentaren.
7. Februar 2018 at 5:59 pm
Vielen Dank für den die spannenden Ausführungen und für die Tipps. Du beschreibst hier die Schwierigkeiten mit dem Verwackeln, aber du berichtest nur vom Hochsitz. Wie machst du es, wenn du zu Fuss unterwegs bist?
7. Februar 2018 at 6:15 pm
Hallo Max
Wenn ich unterwegs bin, hab ich die Kamera entweder im Rucksack oder in der Hand. Je nachdem, wie gross ich die Chance einschätze, dass ich grad was sehen könnte. Gegen das Verwackeln hab ich zwei Tipps: wenn’s geht, hinknien, linker Ellbogen aufs Knie, Handfläche offen und das Objektiv drauf legen. Die tiefe Perspektive ist häufig zusätzlich schön. Und so ist es recht stabil. Zudem hab ich häufig einen Stock dabei. Den mit der Hand umfassen und das Objektiv auf den Fingern auflegen.
Gruss adrian