Habt ihr die Rehgeiss im Bild entdeckt? Warum für mich die in der Buntbrache verborgen stehende Rehgeiss als Sinnbild für die Jagd im Jahr 2020 steht, versuche ich in diesem Beitrag zu erklären. Zu Corona-Zeiten ist alles einfach etwas (oder fest) anders.
Das Kalenderjahr, wenn auch nicht das Jagdjahr, neigt sich dem Ende entgegen. Zeit für mich zurück zu blicken. Fangen wir mit dem Positiven an und davon gibt es auch reichlich. Ich bin nun Pächter. Das freut mich riesig. Ich darf in einem schönen, kleinen Revier auf Schweizer Boden an der Grenze zu Deutschland weidwerken.
Ich muss gestehen, dass der Einstieg für mich nicht allzu leicht war. Aber das machte ich mir selber schwer. So bin ich einfach. Entweder mache ich etwas ganz, also mit vollem Herzblut – oder gar nicht. Und so geht es auch mit der Jagd. Schon im «Grünen Jahr» habe ich während der Ausbildung zum Jagdschein ein eigenes kleines Buch verfasst, weil mich am Standardwerk zu viel gestört hat und ich einfach besser lerne, wenn ich es von grundauf selber aufbaue. Zudem habe ich damals diesen Blog gestartet. Too much – für viele – verstehe ich.
Und so war es auch beim Einstieg ins neue Revier. Vieles, was ich sehe, hinterfrage ich. Bei Problemen suche ich nach unzähligen Lösungen und Verbesserungen. Das stösst nicht immer auf offene Ohren und Verständnis – verstehe ich – nun. Im Zentrum meines gedanklichen Strebens lag die Heimlichkeit des Rehwildes. Und damit komme ich zurück auf mein Titelbild.
Das Rehwild ist unheimlich heimlich
Ach, was habe ich mich im letzten Jahr den Hintern wund gesessen, um endlich meinen ersten Bock erlegen zu können. Aber dazu folgt demnächst ein weiterer Blogpost. Über 50 Ansitze im neuen Revier mit unendlichen Stunden des Wartens musste mein Gesäss ertragen. Und kein Bock trat in Reichweite aus. Aber eben, dazu später.
Schon im Herbst des vergangenen Jahres stellte ich mir also die Frage, wie ich dies im neuen Jagdjahr besser angehen kann. An mir liegt es nicht, sagte ich mir. Denn vom Fotografieren weiss ich mich ruhig zu verhalten und finde auch gute Plätze. Also nam ich mir vor, mein jagdliches Tun vom Feld in den Wald zu verlegen. Wenn die Rehe nicht zu mir kommen, gehe ich zu ihnen. Daher habe ich die mir zugewiesenen Herbstjagdstände so ausgeschnitten und ausgestattet, dass diese für die Bockjagd hoffnungsvoll erschienen. Weitere Sicht, Salzlecken, sogar Klee habe ich angesäht.
Bereits am Morgen des 2. Mai lag der erste Bock. Am 1. Mai ist die Jagd in der Schweiz nicht erlaubt, da es ein Feiertag ist. Der Bock stand auf einer kleinen Freifläche im Wald, wo ich Klee angepflanzt hatte. Ich war überglücklich den ersten Bock im neuen Revier geschossen zu haben und es schien, als ginge mein Plan auf.
Zwei Tage später klappte es wiederum mit dieser Variante. Mit der Lichtung mit Klee im Wald. Aber an einer anderen Stelle. Zudem hatte ich mir bei den nächtlichen Pirschgängen eingeprägt, wo Rehe nachts austraten. Denn nachts taten sie das auch. Also war der zweite Plan mich dort im Wald anzusetzen, wo später die Rehe austreten würden. Auch das ging auf und so lag zwei Wochen später der dritte Bock. Diesmal am Abend.
Nichts desto trotz, blieben die Wiesen ausserhalb des Waldes vor der Dämmerung leer. Das Wild ist heimlich.
Die Wiederentdeckung der Natur
Das ging in diesem Jahr wohl allen so: die Decke fällt einem manchmal fast auf den Kopf. Besonders während des Lockdowns. Viele Leute waren, so wie ich auch, auf Kurzarbeit. Man konnte nichts tun, hatte aber viel Zeit. So viele Menschen im Wald und auf den Radwegen, wie in diesem Jahr, habe ich noch nie gesehen. Das musste sich auch auf das Wild auswirken. Währenddem es auf den Strassen ruhig wurde und die Autos in den Garagen standen, bekamen die Wildtiere immer mehr Besuch. Die verordnete Waldweihnacht des Bundesrates war dann wohl noch das grösste Geschenk für die Tiere.
Zudem konnten auch die meisten Herbstjagden aufgrund der Personenbeschränkungen nicht oder nur im kleinen Rahmen stattfinden. Sie wurden oftmals nur mit mässigem Erfolg belohnt. Was bei uns zum Glück nicht der Fall war.
Mit dem Schwarzwild schien es sich ähnlich zu verhalten. Anfang Jahr sah ich oftmals Rotten mit noch jungen Frischlingen. Kaum war der Lockdown und damit viel Zeit da, traten sie nicht mehr aus. Auch im Herbst brachen sie nur auf Wiesenflächen und nicht auf den Feldern. Das hatte wohl aber auch viel mit dem reichlichen Angebot an Bucheckern und Eicheln im Wald zu tun.
Ich bin schon gespannt auf das neue Jahr und wünsche euch hiermit bereits jetzt einen guten Rutsch.